Wenn man Skandinavien hört, denkt man an ein weites naturbelassenes Land, starke Krieger, schöne Frauen, Ruhe und Abgeschiedenenheit und an mystische Orte und Geschichten. Man könnte jetzt behaupten, dass passt nicht zusammen mit unserer schnellen, elektronischen Zeit. Wie also sollte Folk mit E-Gitarren funktionieren?
Das Album „Intet Menneskebran“ der dänischen Formation „Huldre“ zeigt, dass es geht! Mit ihrem Debütalbum treffen sie einen Zeitgeist, die Verbindung aus ruhigen schönen Klängen, gepaart mit Einflüssen aus dem Black- und Deathmetalbereich.
Fiedel, Flöte, E-Gitarre und Bass ergeben eine teils ungewohnte, durchgehend aber spannende Mischung, wobei bei den meisten Liedern der Gesang von Nanna Braslev im Vordergrund steht. Ihre Stimme bietet eine wunderbare, ausdrucksstarke Verbindung zu der Musik.
Bei „Spillemand“, das ein reines instrumental Stück ist, merkt man allerdings wie gut sich alleine die Kombination der Instrumente ergänzt und wieviel Power dahinter steckt.
Der sehr ruhige Titel „Beirblakken“ mag zwar als Kontrast zu Liedern wie „Ulvevinter“ oder „Knoglekvad“ stehen, in der Gesamtheit erhält man aber ein stimmiges Album.
„Ulvedinter“ als erstes Stück der CD überzeugt durch eingänige folkige Klänge die auf Ende hin sehr in den Black-Metal-Bereich gehen und somit einmal das gesamte Spektrum der Band aufzeigen. Es ist sehr eingänig und damit ein gut gewählter Opener.
Stiltechnisch gesehen geht „Trold“ fast nahtlos zum Vorgänger über, was man als Malus sehen könnte, doch durch seine teilweise fast schon Speed-Metal-Parts hebt es sich ab.
„Skovpolska“ beweist dann, dass man ruhige Musik, die einen an Faun oder Omina erinnert, sogar mit Death-Metal-Teilen mischen kann. Faszinierend ist dabei vor allem, dass die Sängern beides stimmlich sehr gut packt.
Der nächste Titel „Brandridt“ ist stärker vom Black Metal beeinflusst, strahlt aber dadurch Kraft und Stärke aus. Die Musik ist hart, die Stimme sanft, eine tolle Mischung, die man immer wieder gerne hört.
„Gennem Marsken“ ist durch seine Leichtigkeit und Verspieltheit sehr eingängig und man kann kaum stehen bleiben. Die Folkanteile überwiegen, was es prinzipiell ruhiger erscheinen lässt, jedoch sicherlich nicht weniger stark wie andere Stücke.
„Vaageblus“ klingt düster, sowohl vom Gesang, wie auch von der Musik her. Selbst wenn man den Text nicht versteht spürt man eine gewisse Beklommenheit. Ein Lied, dass im Gegensatz zu seinem Vorgänger steht und vor allem durch viele Black-Metal-Anteile besticht.
Mit „Havgus“ kommt wieder diese Beschwingtheit ins Spiel, die schon bei „Gennem Marsken“ durchkam, allerdings diesmal mit härteren Riffs. Der Gesang klingt trotzdem noch düster und ist daher eine wundervolle Mischung der vorherigen beiden Songs.
Ungewohnt erscheint „Spillemand“, da es ein Instrumentalstück ist, bei dem man aber sehr schön auf das Zusammenspiel der Instrumente achten kann. Hier zeigen Bjarne Kristiansen (Bass), Laura Beck (Violine), Lasse Olufson (Gitarre), Jacob Lund (Schlagzeug) und Troels Nørgaard (Flöte und Leierkasten) was sie können und wie gut die Instrumente harmonieren.
„Beirlakken“ ist wieder ein sehr folkiger und fröhlicher Titel, bei dem man kaum stehen bleiben kann. Die Flöte steht dieses Mal sehr im Vordergrund und bringt eine ganz eigene Dynamik rein.
„Knoglekvad“ klingt ähnlich wie das Stück vorher, nur zeigt es durch härtere Gitarren wieder einmal, wie gut diese Kombinationen funktionieren. Ein Song bei dem man sich in den Pit stürzen möchte.
Das letzte Lied der CD ist „Skærsild“ welches wirkt, als würde eine epische Heldensage durch die Musik erzählt werden. Unterstrichen wird das Ganze durch den Gesang, der ruhig und doch kraftvoll ist.
Fazit: „Intet Menneskebran“ ist ein Album, dass erst nach mehrmaligen hören wirklich voll zur Geltung kommt, dann aber richtig. Es ist stimmig und frisch, da man Teile davon so bisher selten gehört hat. Auch ohne Dänisch zu können vermittelt es Stimmungen und Kraft, was eine gute Band auszeichnen sollte. Es ist ein gelungenes Debütalbum, welches Lust auf mehr macht und ich bin mir sicher, dass man noch öfter von Huldre hören wird.